Vereins-Chronik

Es war einmal, eine Gruppe von sportbegeisterten Münchner Ruderern, die einen Ausgleichssport für den Winter suchte: was lag da näher, als dem Element Wasser treu zu bleiben, an frostigen Wintertagen die Kufen einzupacken, wieder einmal zum See zu gehen und auf dem meist holprig Gefrorenen dahinzugleiten.

Freude und Spaß sowohl am rasanten Gleiten als auch am Figurenlaufen veranlasste die Ruderer zur Gründung eines Eislaufvereins. So trafen sie sich am 3. Dezember 1883 im Cafe Heck am Maxmonument und gaben ihm den Namen „Münchener Eislauf-Verein v. 1883“.

Es war damals die vierte Gründung eines Eissportvereins in Deutschland nach dem Frankfurter Schlittschuh-Club 1861, dem Eislauf-Verein von Altona 1876 und dem Hamburger Schlittschuh-Verein v. 1881, der sich heute Hamburger Schlittschuh-Club v. 1881 e.V. nennt. Der MEV ist somit der zweitälteste eissporttreibende Verein Deutschlands. In den Jahren 1889 und 1892 war er maßgeblich an der Gründung des DEV und des Internationalen Eissportverbandes ISU beteiligt.

Die ersten Trainingsstätten für Eiskunstlauf und Eistanz waren sowohl der Kleinhesseloher See als auch das sogenannte „Schachterleis“, eine bereits 1882 von Unsöld erbaute 15 x 38 m große überdachte(!) Kunsteisbahn an der Galeriestraße. Sie wurde erst 1961 als älteste überdachte Eisbahn der Welt abgebrochen. Die Eisschnellläufer trainierten überwiegend auf dem Frillensee bei Inzell, später dann in dem neu erbauten Eisstadion an der Agnes-Bernauer Straße.

Leider gingen fast alle Unterlagen während des Krieges und in den Nachkriegszeiten verloren.

Aus den wenigen überlieferten Informationen geht zumindest hervor, daß nach Erfolgen im Rudern auch so manch wertvoller Sieg im Eissport mit nach Hause gebracht wurde.

So gewann die erstmals im Eiskunstlauf ausgetragenen Weltmeisterschaften in Petersburg im Jahre 1896 Prof. Dr. Gilbert Fuchs. Im selben Jahr errang auch im Eisschnelllauf Prof. Julius Seyler in Hamburg den Europameistertitel. 1898 wurde er in Davos Weltmeister über die 500m Strecke. Zahlreiche Sportler und Sportlerinnen brachten im Laufe der Vereinsgeschichte Europa- und Weltmeistertitel oder gar Olympisches Gold nach Hause. Erwähnt seien hier nur einige: Im Paarlauf wurden 1908 Anni Hübler (später Horn) und Heinrich Burger sowohl Weltmeister als auch Olympiasieger in London, in der selben Disziplin gewannen Maxi Herber und Ernst Bayer neben mehreren EM und WM-Titeln 1936 Olympiagold in Garmisch-Partenkirchen. Auch der Eisschnelllauf zählte viele Deutsche Meister, die auch an Olympischen Spielen teilnahmen: z.B. 1936 Willy Sandtner, 1956 Hans Keller, 1960 Josef Biebl. Es ist natürlich unmöglich alle erfolgreichen Sportler hier zu nennen, auf keinen Fall unerwähnt bleiben sollen Manfred Schnelldorfer und Erhard Keller. Manfred Schnelldorfer setzte nach dem Krieg die bayerische Eiskunstlauftradition fort. Als achtmaliger Deutscher Meister holte er 1964 die olympische Goldmedaille in Innsbruck und errang anschließend den Weltmeistertitel in Dortmund. Seit mehr als 50 Jahren ist er Mitglied im MEV.
Erhard Keller startete bis 1965 für den MEV, errang Bayerische und Deutsche Meistertitel. Als dann die Trainingsmöglichkeiten im Münchner Weststadion nicht mehr ausreichend waren, durfte er nach Inzell ins 400m Oval. Seine großen Erfolge, das erste Deutsche olympische Schnelllaufgold 1968 und wieder 1972 und mehrere Weltmeistertitel erlief er für den Inzeller Verein DEC Frillensee. Dem MEV aber ist auch er bis heute treu geblieben. Oft treffen wir ihn beim Training auf der 400m Bahn im Oststadion.

Die Abteilung Kunstlauf freut sich, auch heute wieder Läufer zu betreuen, die internationale Wettbewerbe der Meisterklasse bestreiten: Die mehrmalige Deutsche Meisterin Annette Dytrt startete sowohl 2004 als auch 2005 bei den Europameisterschaften als auch 2005 bei der Weltmeisterschaft in Moskau.

Neben all diesem dürfen wir die Curlingspieler nicht vergessen, die ab 1962 zahlreiche Erfolge zu verbuchen hatten. Leider gibt es seit vielen Jahren in München keine Trainingsmöglichkeit mehr. Die noch aktiven Sportler nahmen in Fahrgemeinschaften zweimal wöchentlich den Weg ins Garmischer Eisstadion auf sich. Heute ist die Abteilung Curling leider geschlossen, diese traditionsreiche Sportart wird im MEV nicht mehr betrieben.

Mit zur Vereinsgeschichte gehört natürlich auch die Eishockeyabteilung, die es ebenfalls heute nicht mehr gibt. In den 20er Jahren gegründet diente sie mehr und mehr als Sprungbrett zum SC Riessersee. Immer wieder gab es Ansätze eine spielstarke Mannschaft aufzubauen, zu schnell wechselten die hervorgebrachten Spieler jedoch zum SCR, der sogar im Prinzregentenstadion trainierte da fast alle Spieler Münchner waren. Dem Aufschwung folgten wieder und wieder neue Probleme - in den 70er Jahren scheiterte der Versuch Eishockey im Verein ansässig zu machen erneut und ab da unterhielt man nur noch die Abteilungen Eiskunstlauf/Eistanz, Eisschnelllauf, Curling und...

...Rollsport: Auch im Rollkunstlauf holten zahlreiche Läufer den einen oder anderen Bayerischen, Deutschen oder gar Weltmeistertitel. Auch heute betreiben die Abteilungen im Sommer als ideale Vorbereitung auf die Wintersaison Inlinersport und möchte den jungen Sportlerinnen und Sportlern neben Grundlagen und Verhaltensweisen im Straßenverkehr in erster Linie Spaß vermitteln.

Heute zählt der Verein über 1.000 Mitglieder und trainiert in allen Münchner Eisstadien. Besonders der Bau der Eischnelllaufbahn in Perlach 1981 ermöglicht den Schnellläufern seither hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Aber auch in der 1991 erbauten Olympia-Trainings-Eishalle finden die Leistungssportler der Kunstlaufabteilung witterungsunabhängige und daher optimale Trainingsmöglichkeiten.

Neben der Sportplakette des Bundespräsidenten, dem Ehrenpreis des Staatsministers für Unterricht und Kultus, dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ hat der MEV bereits zum zweiten Mal die „Ehrenmedaille in Silber für hervorragende sportliche Leistungen“ von der Landeshauptstadt München verliehen bekommen.

 

Münchener Eislauf-Verein von 1883 e.V.

Der MEV begann als eine Gruppe von sportbegeisterten Münchner Ruderern, die einen Ausgleichssport für den Winter suchte und ist heute als Institution im Eislaufsport bekannt. Zu den 1100 Vereinsmitgliedern des MEV gesellen sich Athleten wie die mehrmalige Deutsche Meisterin Annette Dytrt. Zudem hat der Verein zweimalig die „Ehrenmedaille in Silber für hervorragende sportliche Leistungen“, von der Landeshauptstadt München verliehen bekommen.