Es war wieder grandios unter den verrückten Holländern (sie bezeichnen sich auch selber so) dieses fantastische Event mitzumachen!
Bei dem zweiwöchigen Event von Profi- und Hobbyeisläuferinnen und -läufern bin ich wieder an den Start der Volksläufe gegangen: Einmal für die 200 km und paar Tage später nochmal für die 100 km Strecke.
Ziel für die 200km war „einen ganzen Tag eislaufen zu können“. Die Kilometerzahl habe ich aus meinem Kopf erneut gestrichen, denn das schreckt auch mich ab.
Es ging morgens um 7 Uhr mit Stirnlampe los. Das Eis war bombastisch! Perfekt präpariert, knackig kalt und schnell. Der Sonnenaufgang bei den vielen Lichtern von der Mitlaufenden war erneut mystisch.
Dieses Mal hatte ich gleich eine Gruppe von Eisläufern gefunden, die mit der für mich passender Geschwindigkeit liefen. Um mich von diversen Stürzen fernzuhalten, hielt ich mich lieber im vorderen Bereich der Gruppe auf. Schließlich ist ein Riss im natürlichen Eis schnell übersehen und man kommt ins Straucheln oder die Kufe bleibt stecken. Wenn das dem Menschen vor einem passiert, kann es schnell auch für einen selbst gefährlich werden.
In dieser meditativen Eislaufformation vergingen die Stunden und Kilometer. Von meinem kleinen Supportteam, bestehend aus einem tollen Menschen, wurde mir neben viel Anfeuerung auch Wasser und Essen gereicht, sodass ich lange bei der Gruppe bleiben konnte. Als ich das erste Mal das getrunkene Wasser wegbringen musste (Plumpsklos stehen an der Strecke auf dem Eis bereit) konnte ich die Gruppe mit einem entsprechenden Sprint wieder einholen und gemeinsam mit ihnen mit knapp 25km/h übers Eis fliegen.
Die Gruppe dünnte sich zum Ende hin immer weiter aus. Auch ich hatte nach einer weiteren Toilettenpause den Anschluss verloren. Die letzten 50 km (4 Runden) verbrachte ich dann mit wechselnden Laufpartnern, mit denen ich fast immer ein kleines Pläuschen halten konnte. Auf und an der Strecke herrschte einfach immer eine herzliche Atmosphäre.
Als ich nach 8:23h wieder im Ziel war - das wäre ein Arbeitstag inkl. Mittagspause – hatte sich weder mein unterer Rücken noch meine Knie aus der gebeugten Körperhaltung wieder in die aufrechte ziehen wollen. Sportliche Höchstleistung, Freude über den Tag sowie die nette Platzierung als vierte Frau und dann KRIECHT man zu Medialen Ausgabe. Erst abends bei der Afterparty, dem „Blasenball“, hat das Tanzbein die notwendige Lockerheit in den Körper gebracht.
Dank der deutlich besseren Sockenauswahl im Gegensatz zum letzten Jahr bin ich ohne eine Blase davongekommen und so hat sich der erneute Nachschlag der halben Distanz wenige Tage später wieder super angefühlt. Ich war wieder gut und schnell unterwegs, was auch deshalb wichtig war, da der mittags aufkommende Fönwind das Eis fast unlaufbar machte. Nicht wenige hatten ihre Kufen abgeschnallt und sind zu Fuß weiter gegangen.
Ich war glücklicherweise schon in meiner letzten Runde als die Bedingungen richtig schlimm wurde. Meine Laufgeschwindigkeit fiel von knapp 25 km/h auf unter 12 km/h ab, womit ich noch zu den Schnelleren gehörte, während wir alle wie in Zeitlupe über das Eis geschlichen sind. Vielleicht auch weil ich mich abwechselnd laut fluchend aber auch selbst anfeuernd ins Ziel geschleppt hatte.
Dieser Zieleinlauf nach 100km empfand ich als eine absolute Erlösung, weshalb die Freude sogar noch ein wenig größer war als über der Zieleinlauf der 200km. Mit 4:27h und Platz 2 der Frauen war ich eine der wenigen, die überhaupt ins Ziel gekommen sind. Aber es ist ein Naturevent, bei dem man immer auch mit erschwerten Bedingungen rechnen muss.
Aber so oder so nächstes Jahr unbedingt wieder – und hoffentlich kommt der eine oder die andere vom MEV mit ins relativ nah gelegene Kärnten. Das würde mich zumindest sehr freuen, auf dem Weissensee als Gruppe auftreten zu können!
Um euch etwas anzufüttern hier noch ein paar Bilder und der Link zur offiziellen Trailer/ Zusammenfassung der Alternativen Eltstädtetour 2025. Vielleicht ernennt ihr darin sogar ein bekanntes Gesicht mit MEV Jacke)